3. Reise


Ein Bericht von Marlene:


BTS – Building Trade School in Tschallia, Äthiopien

Eines, der Projekte, die wir unterstützen, ist die BTS – Building Trade School in Tschallia.
Es handelt sich dabei um eine Handwerksschule für junge Äthiopierinnen und Äthiopier.
Die Schule befindet sich mit einem Lehrgebäude und viel Raum für den praktischen Unterricht, auf dem Gelände, wo sich auch die Werkstätten von Hermann Kruse befinden. Außerdem liegen auf dem compound mehrere Wohnhäuser für Schülerinnen, Schüler, Lehrer und Schulmanager.

Geschichte der Schule:
Seit 40 Jahren schon existiert die Schule, allerdings hat sie während dieser Zeit verschiedene Konzepte und auch Namen durchlaufen. Lange Zeit hieß sie „Tschallia Building Trade School Projekt“ und war in andere Projekte integriert. Als BTS gibt es die Schule nun seit 5 Jahren, sie ist eine staatlich anerkannte Ausbildungsstätte und schließt mit einem Examen ab.

Long Time Training:
Die einjährige Ausbildung wird „long time training“ genannt, im Gegensatz zum „short time training“, was im Verlauf noch zur Sprache kommen wird.
Auszubildene:
Pro Jahr werden 22 Auszubildende in der BTS aufgenommen. Dabei handelt es sich um junge Äthiopier und Äthiopierinnen zwischen 17 und 22 Jahren aus den Landkreisen in den westlichen Bezirken des Bundeslandes Oromia.
Die meisten Leute erfahren über die Handwerksschule indirekt über das „education office“, was die BTS an Orten, wo sich viele junge Leute aufhalten, publik macht.
In den letzten Jahren wurde vermehrt darauf geachtet, dass auch junge Frauen die Chance auf eine handwerkliche Ausbildung bekommen sollen. In diesem Jahr (2012) gibt es zum ersten Mal ein Geschlechtergleichgewicht von 11 Schülern und 11 Schülerinnen.
In der einjährigen Ausbildung enthalten sind Unterricht in Theorie und Praxis, Unterkunft auf dem BTS-compound, Verpflegung sowie ein kleines Taschengeld.
95% davon werden vom ELM bezahlt, für den Rest kommt die BTS selbst auf. An dieser Stelle kommen Teile der von uns gesammelten Gelder zu Gute!
Unterricht:         
Der Lehrstoff wird in ca. 20% theoretischen und ca. 80% praktischen Unterricht aufgeteilt. Zum Theorieunterricht gehören Kurse zu „General Building Construction“ und Baumaterialien, Mathematik und Mengenrechnung, Zeichnen und Straßenvermessung, Computerkurse und in einem geringen Umfang auch Bibel-Unterricht.
Im praktischen Teil wird der Umgang mit Holz, Steinen, Lehm, Ziegeln, Blöcken etc. unterrichtet. Die Schüler lernen Lehmblöcke herzustellen (ein sehr stabiles und ökonomisches Baumaterial aus Lehm und Stroh, was gemischt, in Form gepresst und getrocknet wird),  Häuser zu konstruieren und Möbel herzustellen. Außerdem erlangen sie Kenntnisse in Brückenbau und Quellwasserprotektion.
Die ersten 4 Monate gibt es 2 Tage Theorieunterricht in der Klasse und 3 Tage praktischen Unterricht auf dem Feld. Während der restlichen Monate wird dann vorwiegend auf dem Feld unterrichtet und gearbeitet.
Die Schüler sind zudem in reale Projekte involviert (wie z.B. Brückenbau im Nachbarbezirk), was als Lehre auf dem „echten“ Feld noch einen besseren Lerneffekt hat- dadurch wird manchmal wochenweise praktisch unterrichtet.
Häufig wird die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben bekommen, damit sich die Lehrer besser aufteilen können und damit der Lernstoff intensiver/ besser vermittelt werden kann.
Unterricht gibt es Montag bis Freitag morgens von 8:00 bis 12:30, nach einer Mittagspause nochmals von 14:00 bis 17:30.
Prüfungen/Examen:
Nach Abschluss jeden Schulfachs gibt es eine Prüfung, die je nach Thema schriftlich oder praktisch ist.
So bekommen die Auszubildenden Noten für jedes Fach und am Ende des Ausbildungsjahres ein Zeugnis, was gleichzeitig als Examen gewertet wird. Dieses Zeugnis ist sehr wichtig für eine spätere Anstellung bzw. eine eventuelle Selbstständigkeit.
Zukunft:
Die Chancen später eine feste Anstellung mit geregeltem Einkommen zu bekommen, sind eher gering- dafür ist die Wirtschaftslage in Äthiopien noch zu schwach.
Leichter ist es sich mit der abgeschlossenen Ausbildung eigenständig zu machen, wie eine eigene Werkstatt aufzumachen. Viele schließen sich auch als „Arbeitsgemeinschaft“ zusammen, werden also gemeinsam eigenständig und eröffnen zu dritt oder viert eine Werkstatt.
Jote, der Schulmanager sagt während unseres Gesprächs: „Alle unsere Schüler werden nach ihrer Ausbildung einen Job bekommen. Die Klassen der letzten beiden Jahre sind fast vollständig im Berufsleben, die meisten arbeiten als Tagelöhner für private Unternehmen.
6 von 9 Mädchen des letzten Jahres haben ebenfalls inzwischen einen Job.“
Der Kontakt zu den ehemaligen Schülern ist gut; Jote weiß weiterhin über alle Bescheid und ist auf dem Stand der Dinge.

Short time training:
Neben der einjährigen Ausbildung werden von der BTS auch 4 verschiedene kurze Ausbildungen angeboten, die nur einen Monat dauern und nicht mit einem Examen abschließen.
Während der kurzen Ausbildungen gibt es nur praktischen Unterricht mit einem bestimmten Schwerpunkt, wie zum Beispiel das Herstellen von Lehmblöcken.
Maximal sind 7 Leute in den Kursen, wobei Geschlecht, Herkunft und Alter keine Rolle spielen. Vor allem sind die Kurse für lokale Männer attraktiv, die ihr erworbenes Wissen dann an Freunde und Familie weitergeben können. Auffällig ist, dass in Tschallia und Umgebung fast alle neu gebauten Häuser mit eben solchen Lehmblöcken gebaut wurden.

Aufbau der Schule:
Es gibt insgesamt 5 Lehrer an der BTS. Hervorzuheben sind dabei Jote Oljira als Manager der Schule, der gleichzeitig aber auch Theorie- und Praxis-Lehrer ist, und Hermann Kruse als Projektberater, Anleiter und Praxis-Lehrer.
Jote Oljira:
Jote kommt ursprünglich aus Aira, einem Ort unweit von Tschallia. Er studierte an der University of Arbaminch im Süden Äthiopiens „civil engineering“. Danach arbeitete er 2 Jahre für die Regierung, bevor er an die BTS kam. Hier arbeitet er nun schon seit 3 Jahren als Manager und Lehrer.


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